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Methode:Methoden in der allgemeinen Berufsorientierung
Oberthema:Erwartungen, Zielsetzungen, Kennenlernen
Titel:Gruppenregeln erarbeiten
Theoret. Abriss:Interaktionen sind Wechselbeziehungen zwischen Handlungen. Eine Interaktion liegt dann vor, wenn ein/e Handelnde/r (Individuum, Gruppe, Organisation) sich nicht nur am zufälligen, oder gerade erkennbaren Verhalten eines/einer anderen HandlungspartnerIn, sondern auch und in erster Linie an dessen Erwartungen und Einstellungen sowie Einschätzung und Bewertung der gemeinsamen Situation orientiert. Eine solche gegen- bzw. wechselseitige Orientierung der HandlungspartnerInnen ist nur im Rahmen einer vorgegebenen sozialen Struktur von gemeinsamen Werten, normativen Mustern, Symbolen und Kommunikationstechniken - innerhalb einer gemeinsamen Lebenswelt - möglich. Lebenswelten sind aber nicht für alle Menschen einheitlich. Lebenswelten unterscheiden sich. Treffen die unterschiedlichsten Lebenswelten aufeinander, kommen auch die verschiedensten Erwartungshaltungen zusammen. Da soziale Interaktionen an soziale Rollen als Elemente sozialer Systeme (Lebenswelten) gebunden und durch Normen geregelt sind, macht das Definieren und Offenlegen der Regeln Sinn. Die Methode "Erarbeiten von Gruppenregeln" dient dazu, diese Normen zu reflektieren und eine Ebene zu schaffen, auf welcher ein fruchtbarer Austausch zwischen verschiedenen Lebenswelten/Erwartungshaltungen stattfinden kann.
Art der Übung:Kleingruppenarbeit
Plenumsarbeit
Übungsziel:Zur Verbesserung des allgemeinen Gesprächsverhaltens, zur Herstellung einer fruchtbaren Diskussionsatmosphäre, zur Förderung der aktiven Beteiligung in der Gruppe, zum Anregen des gegenseitigen Kennenlernens, zur Reflexion des persönlichen WIE des Miteinander-Redens.
Quelle:Rabenstein, Reinhold/Reichel, René/Thanhoffer, Michael(2001): Das Methoden-Set, 2. Themen bearbeiten, 11. Aufl. Münster, 2.C 33.
Beschreibung:Gruppen haben Regeln. Die meisten Regeln sind unausgesprochen, existieren "informell" und entziehen sich so einer Kontrolle. Vorliegende Übung dient dazu, von der Gruppe selbst Regeln erarbeiten zu lassen. Das Kommunizieren der Regeln und damit deren Offenlegung ermöglicht eine Kontrolle und Einhaltung dieser.

Die Großgruppe wird gebeten, Kleingruppen zu je 3 bis 4 TeilnehmerInnen zu bilden. Die Kleingruppen sollen folgende Fragestellungen erarbeiten:
  • Was behindert ein gutes Gespräch?
  • Was ist für die Herstellung eines fruchtbaren Diskussionsklimas notwendig? (Sammelphase)
Ziel ist, daraus Gruppenregeln in Imperativform zu entwickeln (z.B. Führe keine Seitengespräche!, weitere Beispiele im Anhang). Anschließend kommunizieren die Kleingruppen ihre erarbeiteten Regeln dem Plenum. Die Großgruppe diskutiert, welche Regeln sie als besonders wichtig erachtet und arbeitet vor diesem Hintergrund einen gemeinsamen Regelkatalog (Idealfall: ca. 6 bis 10 Regeln) aus. (Widersprüchliche Regeln, wenn sie mit der nötigen Mehrheit gewählt werden, können Teil dieses Katalogs sein.)

Um die aufgestellten Gruppenregeln auch kontrollieren und einhalten zu können, soll im Anschluss daran ein "Gespräch über das Gespräch" geführt werden (Metakommunikation). Auf diese Weise wird das WIE des Kommunizierens reflektiert, was im Anschluss daran zu einem gewünschten offenen und produktiven Gesprächsklima führen soll.

Am Ende der Veranstaltung werden die TeilnehmerInnen dazu eingeladen, der Reihe nach zu erläutern (kurz halten), wie er/sie die Veranstaltung erfahren hat. Wichtig ist: Nachfragen und Diskussionen sind dabei zu vermeiden.
Dauer1 h
Materialien:Papier und Stifte.
Anmerkungen:Bei Diskussionen in Großgruppen wird häufig Frust angehäuft. Die hier vorgestellte Methode ist eine Hilfe für alle beteiligten TeilnehmerInnen, mit sich und mit anderen in Bezug auf ein bestimmtes Thema in fruchtbarer Auseinandersetzung zu sein und dabei eine gute Diskussionsatmosphäre zu schaffen.

Es ist fraglich, ob alles, was für ein gutes Diskussionsklima erforderlich ist, sich in Regelform wiedergeben lässt. Ein Beispiel: Regel: Besprechung "interessanter" Themen. Wie wird "interessant" definiert, und wer definiert das? Für wen ist was interessant? Des Weiteren ist anzuzweifeln, dass alle Regeln, die der Gruppe einfallen, auch verbalisiert werden. So sind auch Regeln seitens des Trainers/der Trainerin einzuhalten, damit ein gutes Gesprächsklima erwirkt werden kann. Es ist anzunehmen, dass solche Regeln seitens der Gruppe eher nicht thematisiert werden.
Tipp:Bei Spannungen oder Erstarren (schleppender Diskussionsverlauf) der Großgruppe empfiehlt sich ein kurzes "Blitzlicht": Jede/r TeilnehmerIn wird der Reihe nach dazu aufgefordert, zu sagen, wie es ihm/ihr gerade geht. Nachfragen und Diskussionen sind - wenn möglich - zu unterlassen. Das "Blitzlicht" wird zur Auflockerung und zur Verbesserung des Gesprächsverhaltens eingesetzt.
Dateien:öffnen  91_Gruppenregeln erarbeiten.pdf  (PDF  261 KB)