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Methode:Methoden in der allgemeinen Berufsorientierung
Oberthema:Bildungs- und Berufswahl
Unterthema:Erwartungen an meinen Job/Arbeitsplatz
Titel:Szenarien entwerfen
Theoret. Abriss:Die Fragen um Arbeit und Leben, die Menschen beschäftigen, hängen mit der Vergangenheit wie mit der Zukunft zusammen. Bei Fragen in Bezug auf die Zukunft des Berufslebens geht es um bestimmte Entscheidungen, die getroffen werden, ob man sich spezialisiert oder das Arbeitsgebiet verändert bzw. erweitert. Die Vergangenheit ist ein Stück Leben, das hinter einem liegt. Man kann sich Tatsachen, Ereignisse und Erfahrungen ins Gedächtnis rufen, die einem mögliches Untersuchungsmaterial liefern. Die Zukunft jedoch bietet viel weniger Anhaltspunkte.

Mit dieser Tatsache gehen die Menschen unterschiedlich um: Die einen glauben, man müsse einfach abwarten, was die Zukunft bringt. Die anderen wiederum gehen davon aus, die Zukunft sei planbar, beherrschbar und folglich steuerbar. Passives Abwarten schränkt jedoch die Handlungsfähigkeit ein, man reagiert nur, statt zu agieren. Der Wunsch, die Zukunft zu beherrschen, scheitert an der Kontingenz.

Die Szenario-Methode steht zwischen Planen und Abwarten und enthält noch ein drittes Element. Ein Szenario ist eine gestaltende bildhafte Beschreibung von etwas, das sich möglicherweise in der Zukunft ereignen wird. Dieses Zukunftsbild kann sich auf die Situation (Szenario) beziehen, in der man zu einer bestimmten Zeit einmal arbeiten und leben wird oder auf den Weg dorthin (Schritt-Szenario).
Art der Übung:Einzelarbeit
Kleingruppenarbeit
Übungsziel:Die TeilnehmerInnen sollen sich im beweglichen Denken üben und ihre Zukunft mit Hilfe eines konkreten Phantasiebildes kreieren.
Quelle:Brug, Jos van der/Locher, Kees (1997): Unternehmen Lebenslauf. Biographie, Beruf und persönliche Entwicklung. Ein Workshop für alle, die ihr Arbeitsleben bewusst gestalten wollen, Stuttgart, Seite 150.
Beschreibung:Jeder/Jede TeilnehmerIn soll 5 bis 10 verschiedene Möglichkeiten aufschreiben, die er/sie für seine/ihre Zukunft sieht. Anschließend soll er/sie drei davon auswählen, die er/sie einer genaueren Untersuchung für wert erachtet. Jede dieser drei Möglichkeiten soll zu einem Zukunftsbild oder Szenario ausgearbeitet werden:

Szenario 1: Die TeilnehmerInnen sollen sich jeweils für eine der Möglichkeiten entscheiden, die sie für sich sehen, und diese so konkret wie möglich zu einem Bild ihrer Arbeit und ihres Lebens in drei Jahren ausarbeiten. Folgende Arbeitsanweisungen sind dabei zu geben (die Fragen können nach Belieben ergänzt werden):
  • Stellen Sie einen Arbeitstag und eine Arbeitswoche dar.
  • Beschreiben Sie die Situation in ihrem Privatleben (sozial und materiell).
  • Geben Sie an, welche Themen Sie dann in Bezug auf Ihre eigene Entwicklung beschäftigen.
Szenario 2: Die TeilnehmerInnen sollen Szenario 1 aus ihren Köpfen "löschen" und eine andere Möglichkeit für die Zukunft wählen. Bei der Erstellung des Szenarios 2 ist nach derselben Vorgehensweise wie bei Szenario 1 vorzugehen. Es sollen aber so wenige Elemente wie möglich aus Szenario 1 in das neue Szenario mit hinein genommen werden.

Szenario 3: Vorgehensweise siehe Szenario 1 und 2.

Danach finden sich die TeilnehmerInnen in Zweier- oder Dreiergruppen zu einem Gespräch mit folgendem Ablauf zusammen: Der/die ErzählerIn stellt seine/ihre Szenarien in Worten, so bildhaft wie möglich dar. Die anderen hören zu und machen eventuell Notizen. Danach können konkrete Fragen gestellt werden, die zu größerer Bildhaftigkeit beitragen. Die ZuhörerInnen können den/die ErzählerIn bitten, einen anderen Aspekt einzubringen, der eventuell wichtig sein könnte. Die ZuhörerInnen charakterisieren jede/r für sich die gehörten Szenarien: Gibt es charakteristische Merkmale in allen drei Szenarien (z.B. Man arbeitet immer im Team mit anderen oder aber unabhängig und allein)? Wo war bei der Erzählung Kraft und Energie spürbar? Die wichtigsten Charakterisierungen werden vorgelesen und besprochen. Danach wechseln die Rollen, sodass jede/r TeilnehmerIn einmal in der Rolle des Erzählers/der Erzählerin ist.
Dauer2 h
Anmerkungen:Die Methode ist auch eine Übung in beweglichem Denken: Ein Szenario wird aus den Gedanken gelöscht, um wieder ein neues zu schaffen. Die TeilnehmerInnen sollen sich zwingen, so konkret wie möglich zu sein, unabhängig davon, ob die Szenarien tatsächlich realisierbar sind oder nicht. Außerdem sollten sich die TeilnehmerInnen tatsächlich mit drei unterschiedlichen Szenarien beschäftigen - auch wenn Ausflüchte der TeilnehmerInnen kommen, wie z.B. Szenario 1 sei aber das schönste oder realistischste. Die Szenarien sind nicht dazu gedacht, realisiert zu werden, sondern als Hilfsmittel, die Zukunft abzutasten. In Wirklichkeit ist die Zukunft immer anders. Indem man sich Szenarien ausdenkt, findet man jedoch heraus, was für einen selbst wertvoll und wichtig ist, was für das Handeln Zeichen setzt. Es ist von Person zu Person verschieden, was der Ertrag des Gespräches über die Szenarien ist. Das Gespräch kann klarer erkennen lassen, wo die eigenen Vorlieben liegen, oder wie man sich im Allgemeinen zu "Zukunft" verhält. Nicht nur die erzählende Person, sondern auch die ZuhörerInnen können etwas aus dem Gespräch mitnehmen. Indem man sich auf die Lebensfragen anderer einlässt, kann man sich selbst auch ein wenig besser kennen lernen. Als Fortsetzung eignet sich die Übung "Endgültiges Szenario".
Zielgruppe:ältere Frauen
BerufswechslerInnen, Menschen in beruflichen Umorientierungsphasen
Frauen in Handwerk und Technik
Frauen nach langer Abwesenheit von der Erwerbsarbeit
Jugendliche und junge Erwachsene nach Abschluss des Bildungsweges
Jugendliche und junge Erwachsene vor einer Berufs- oder Ausbildungswahl
Langzeitarbeitslose
NeueinsteigerInnen
WiedereinsteigerInnen